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Die Relevanz von J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ in der heutigen Welt des 21. Jahrhunderts. – Vortrag

Portrait von Dr. Christine Vogt-William

Tauchen Sie am Mittwoch, 28.5.2025, 18 Uhr mit Autorin Dr. Christine Vogt-William in der Heinrich-Schulz-Bibliothek tiefer in J.R.R. Tolkiens Welt ein als je zuvor!

Das erwartet Sie:

Die Lektüre von J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe in der heutigen Welt kann bestimmten Leser:innen eine Möglichkeit bieten, dem Druck, den Herausforderungen, den Unsicherheiten und den Unklarheiten der heutigen Zeit des 21. Jahrhunderts zu entkommen. Solche Fluchten in Tolkiens ‚Secondary World‘ Mittelerde ermöglichen es so manchen, in besonders europäische, mittelalterliche soziopolitische Kontexte einzutauchen, die von fantastischen Kreaturen, Räumen, Atmosphären und Daseinsformen bevölkert sind. In der Tat mögen viele eingefleischte Tolkien-Fans in zeitgenössischen europäischen Kontexten darauf bestehen, dass Tolkiens Mittelerde als ein kulturelles Produkt rezipiert werden sollte, das einer besonders englischen, von vormodernen Wertesystemen geprägten kulturellen Sensibilität entspringt, und nicht durch die kritische Brille moderner und postmoderner Theorien über das soziale und politische Sein gelesen werden kann oder soll.

Dennoch gibt es Gründe, die Relevanz von Tolkiens Fantasy-Magnus-Opus bei der Betrachtung zeitgenössischer gesellschaftspolitischer Belange des 21. Jahrhunderts zu erwägen. Einige Aspekte, die mir in den Sinn kommen, betreffen die Verschiedenartigkeit von Körpern, Kulturen, Räumen, Seins- und Wissensformen:

  • Staatsbürgerschaft, die Konstruktion von ‚Race‘ und die natürliche Welt
  • Monstrosität, kulturelle Differenz und patriarchalische Macht
  • der Tod, ‚Afterlives‘ und das Menschsein
  • ‚World-building‘ – Wer kann zum Aufbau und zur Gestaltung unserer Welt im 21. Jahrhundert beitragen?

Als Leserin von Tolkiens Werken, betrachte ich die kulturelle Arbeit der Literatur in dem Sinne, den Toni Morrison in ihrem Essay „Literatur und öffentliches Leben“ (2019) dargelegt hat. Morrison betrachtet Literatur als die Kunstform, die sich mit den menschlichen Konsequenzen von anderen Disziplinen wie etwa Geschichte, Natur-, Sozial- und technische Wissenschaften, Medizin u.a. auseinandersetzt. Ebenfalls wird Literatur verstanden, als gleichzeitige Erfassung des menschlichen Charakters in der Zeit, im Kontext, im Raum, in der metaphorischen und expressiven Sprache; sie organisiert den störenden Einfluss eines Übermaßes an Realitäten (Morrison, 2019: 100)

Meine Gedankenanstöße in diesem Vortrag erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit; ich hoffe, dass die gestellten Fragen Raum für weitere Gespräche und Engagement unter zeitgenössischen Tolkien-Leser:innen mit unterschiedlichem Hintergrund bieten.

Die Vortragende:

Dr. Christine Vogt-William stammt ursprünglich aus Singapur und studierte Englisch, Deutsch und Psychologie an der Universität Essen. Ihre Promotion absolvierte sie am Centre for Women’s Studies der University of York, England, als Marie Curie Gender Graduate Fellow. Vogt-William ist Leiterin des Gender- und Diversity-Büros des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Afrika-Multiclusters an der Universität Bayreuth.
Sie ist Autorin von „Bridges, Borders and Bodies: Transgressive Transculturality in Contemporary South Asian Diasporic Women’s Novels“ (2014) und Mitherausgeberin von „Disturbing Bodies“ (2008), einer Essay-Sammlung über künstlerische und literarische Darstellungen „abweichender“ Körper. Sie veröffentlichte unter anderem zu queeren und kritischen Race-Ansätzen in Tolkiens Werken.


Datum: Mittwoch, 28.5.2025

Zeit: 18:00 Uhr

Ort: Heinrich-Schulz-Bibliothek
Otto-Suhr-Allee 98, 10585 Berlin

Die Teilnahme ist kostenlos.
Keine Anmeldung notwendig.