Anlässlich E.T.A. Hoffmanns 200. Todestags und im Rahmen der Ausstellung der Staatsbibliothek zu Berlin „Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022“ wollte die Heinrich-Schulz-Bibliothek mit Musikabteilung in Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin und dem Charlottenburger Herder-Gymnasium eine Frage beantworten.
Wie klingt das Unheimliche und das Fantastische?
Nach zwei Wochen Kompositionsarbeiten rund um Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ am Musik-Makerspace m3 der Heinrich-Schulz-Bibliothek haben wir nicht nur eine, sondern 17 Antworten gefunden.
Das Projekt „Unheimlich Fantastische Klänge – Vertonung von E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann“ wurde als ein Schulprojekt für den Jahrgang 10 des Fachbereichs Deutsch konzipiert und bestand aus drei Teilen:
- Ein kostenloser Besuch der Ausstellung „Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022“ unter Federführung der Staatsbibliothek und anschließendem Workshop vor Ort.
- Eine literarische Auseinandersetzung seitens der Schüler*innen des Herder Gymnasiums mit dem Sandmann von E.T.A. Hoffmann.
- Zwei von der Heinrich-Schulz-Bibliothek geleiteten Ideenwerkstätten zur Einführung in die Filmmusik und anschließenden Vertonung der Hauptfiguren und Motive aus dem Sandmann am Musik-Makerspace.
Bereits bei der Konzeption und Planung der Workshops am m3 sollten musiktheoretische und -praktische Kenntnisse seitens der Teilnehmer*innen keine Voraussetzung sein, um ihre erfolgreiche Teilnahme zu gewährleisten. Im Gegenteil wurde immer auf ihre Neugier, Kreativität und Freude am Experimentieren Wert gelegt. Das Ziel der Workshops war es, Schüler*innen eine breite Auswahl an musikalischen Elementen näherzubringen. Melodien, Modi, Rhythmen, Harmonien, Spieltechniken, Klangfarben, Tempi, Besetzungen u.a. wurden berücksichtigt, um Empfindungen, Stimmungen und Leitmotive zu Personen, Szenen oder Gegenständen der Erzählung zu gestalten. Beispielsweise um die böse und furchteinflößende Natur des Sandmanns oder die vernünftige und ruhige Haltung von Clara mit den Möglichkeiten elektronisch produzierter Musik zu beschreiben.
Die am häufigsten vertonte Figur war der Sandmann insgesamt mit acht Kompositionen, gefolgt von Olimpia mit fünf, Clara und Coppelius jeweils mit zwei Stücken. Die Figur Nathanaels ist ebenfalls anwesend, da viele Kompositionen nicht nur als Vertonung einer einzelnen Figur konzipiert wurden, sondern auch als Vertonung einer gesamten Szene. Aus diesem Grund ist Nathanael, seine Eigenschaften und Empfindungen ebenfalls in den Stücken seiner treuen Clara, seiner geliebten und ihn enttäuschenden Olimpia, sowie in denen des von ihm gefürchteten und verabscheuten Coppelius/Sandmann zu spüren.
Alle 17 Kompositionen sind unterschiedlich und belegen die Fähigkeit der Musik, Empfindungen wie das Unheimliche und das Fantastische zum Ausdruck zu bringen. Die Schüler*innen bedienten sich unterschiedlichster Besetzungen: Von melodischen Instrumenten wie Flöte, Oboe, Klarinette oder Geigen, düsteren und tiefen Bässen, elektronischen Instrumenten, Soundeffekten bis hin zu Chören in unterschiedlichen Stimmlagen. Komponiert wurde gemeinsam in Gruppen von 2-4 Schüler*innen
Überzeugen Sie sich selbst! Hier sind einige der besten Kompositionen:
Der Sandmann 1
Besetzung: Harfe, Bass, Synth. (2)
Der Sandmann 2
Besetzung: Synth. (2), Oboe, Drums, Orchestral Kit, Bass.
Coppelius
Besetzung: Synth (2), Klavier (2)
Olimpia
Besetzung: Klavier, Harfe, Glockenspiel.
Clara
Besetzung: Flöte, Oboe, Klarinette, Tuba, Harfe, Orgel, Synth.
Alle 17 entstandenen Kompositionen sind großartig. Alle haben interessante Aspekte und sind Beweis der Mühe, Kreativität und des Engagements der Teilnehmer*innen des Projektes.
Vielen Dank an die Schüler*innen der Klasse 10e und 10f des Herder Gymnasiums und an alle beteiligten Institutionen und Personen dieses Projektes: Das Herder-Gymnasium – Fachbereich Deutsch, Die Staatsbibliothek zu Berlin – E.T.A. Hoffmann Portal.
Julian Obando Rodriguez
Musikwissenschaftler und Musikbibliothekar / Heinrich-Schulz-Bibliothek / Musikabteilung