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Rezension zu „Sag was“ von Philipp Steffan – Jugendsachbuch

Person hält Buch

Diese Rezension ist Teil der Aktionswochen gegen Rassismus. Mehr dazu hier: www.wir-bieten-vielfalt-einen-ort.de/2021/03/11/die-stadtbibliothek-charlottenburg-wilmersdorf-gegen-rassismus.
Hier finden Sie die offizielle Webseite der Aktion: www.bringdichein-berlin.de/cw-gegen-rassismus.


In vielen Bereichen des alltäglichen Lebens begegnen wir rechtspopulistischen Aussagen. Der Umgang damit ist nicht immer einfach. Mit „Sag was – radikal höflich gegen Rechtspopulismus“ hat der Verein „Tadel verpflichtet! e.V.“ mit seiner Bildungsinitiative „diskursiv“ eine Möglichkeit geschaffen, jungen Menschen einen Leitfaden an die Hand zu geben, der praktische Tipps und Strategien gegen Rechtspopulismus enthält. In fünf Kapiteln führt der Praxisratgeber uns anhand eines roten Fadens durch das Buch.

Die Einleitung bildet dabei die Frage, weshalb es wichtig ist, über Politik zu reden, weshalb es unbedingt notwendig ist, nicht in Schweigen zu verfallen oder Personen, die über heikle Themen sprechen, zu meiden. Der Autor hat es passend formuliert: „Denn eine Demokratie lebt vom Meinungsaustausch verschiedener Menschen. […] Nur durch Kritisieren, Abwägen und Überdenken finden wir zu den Kompromissen und Lösungen, die für unsere demokratische Gesellschaft so wichtig sind.“ Ohne Ansichten infrage zu stellen, bietet sich verallgemeinernden, diskriminierenden und hetzerischen Aussagen eine Möglichkeit, stärker zu werden, das Gesprächsklima zu vergiften und letztlich eine Gefahr für die Demokratie darzustellen.

Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich damit, was man überhaupt unter Rechtspopulismus versteht und wie man das Dilemma überwindet, Kommentare von Familienangehörigen, Freund*innen, oder Fremden nicht unwidersprochen stehenzulassen. Sie liefern radikal höfliche Gesprächstipps und helfen dabei rechtspopulistische Argumentationsmuster zu entschärfen, indem sie Einblicke in das Denken und Handeln von Rechtspopulist*innen vermitteln. Zudem zeigen sie auf, wie man das Argumentieren erlernt und dagegenhalten kann: Indem man die rechtspopulistische Sprache meidet, Argumentationsmuster unterbindet und die eigene Perspektive einbringt. Anhand von Alltagsbeispielen, mit denen man sich identifizieren kann, zeigt der Autor Möglichkeiten, einen Meinungsaustausch anzugehen. So findet er einen Bezug zu vielen Geschehnissen in der EU oder der Religionsfreiheit. Dabei verweist er stets auf die Grundrechte der Bürger*innen und betont, weshalb es unerlässlich ist, für diese einzustehen.

Der Autor befasst sich ebenfalls mit den inneren Ängsten der Lesenden: Manchmal können die Aussagen der Rechtspopulist*innen einschüchternd wirken oder man vertritt eine andere Meinung, hat in dem Moment jedoch keine passende Antwort parat. Doch auch in dieser Situation findet das Buch die richtigen Worte: Selbst ohne tiefe inhaltliche Kenntnisse kann ein Widerspruch erfolgen, indem man geschickt zuhört, Hintergründe und Motivationen erfragt und nachhakt. Auch die Seriosität von Informationen und in den Raum gestellte Behauptungen zu hinterfragen, spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Ratgeber schlägt vor, den anderen zu verstehen versuchen und dann zu erklären, was man selbst ähnlich sieht, was nicht und warum. Auf die Frage wie dies gelingt, liefern die Kapitel eine detaillierte Antwort.

Mit Blick auf den Titel wird schnell klar, dass der Autor dabei einen Austausch auf derselben Augenhöhe anstrebt. Es geht nicht darum einen Meinungsaustausch zu „gewinnen“. Trotz Höflichkeit und Respekt sollte dabei jedoch auch immer das eigene Ziel im Auge behalten werden. Doch die Diskussion mit Rechtspopulist*innen kann sich oft als schwierig gestalten, so nimmt der Autor in seinem Buch auch Stellung dazu, in welchen Fällen erwägt werden sollte, das Gespräch abzubrechen, wenn sich eine Unterhaltung als unmöglich erweist.

Das Buch ist grundsätzlich allen Neugierigen und Politikinteressierten als weiterbildende Lektüre zu dem Thema zu empfehlen.

Positiv anzumerken ist zudem, dass das Buch uns am Schluss die Möglichkeit anbietet, das Gelernte direkt an Beispielfällen in einem Spiel auf spiel.kleinerfuenf.de auszuprobieren. Weitere Tipps und Argumente gibt es auf diskursiv.net.

Es lohnt sich, dem Rechtspopulismus entgegenzutreten. In diesem Sinne: Sag was!

Anna-Lena Mildenberger (Auszubildende)

Informationen zum Buch
Titel: Sag was – Radikal höflich gegen Rechtspopulismus argumentieren
Autor: Philipp Steffan
Verlag: Oetinger
ISBN: 9783841506061

Signatur: 6/Pol 169 Phil
(Vorhanden in allen Bibliotheken des Bezirks.)

#cwgegenrassismus