Wir bieten Vielfalt einen Ort.

Rezension zu „Gebrauchsanweisung fürs Gärtnern“ von Gabriella Pape

Das besprochene Buch vor Efeu
„Gebrauchsanweisung fürs Gärtnern“ von Gabrielle Pape, Piper Verlag

In der aktuellen Corona-Krise, in der unser aller Bewegungsmöglichkeiten stark eingeschränkt sind, in denen wir uns tage- und wochenlang überwiegend in der Wohnung aufzuhalten haben, benötigen wir zumindest in Gedanken den Ausbruch nach draußen, in die Natur, in die Weite der Welt. Für manche unter uns genügt für dieses Ausbrechen bereits ein eigener Garten. Egal ob die Gärtnernden darin laienhaft oder professionell vorgehen, für diesen Personenkreis sei das kleine Buch von Gabriella Pape „Gebrauchsanweisung fürs Gärtnern“ – auch für die Zeit nach Corona – wärmstens empfohlen.

Gabriella Pape, die seit 2008 die königliche Gartenakademie in Berlin betreibt, vermittelt im lockeren Plauderton – humorvoll, manchmal etwas launig, nicht unbescheiden, aber auch nie selbstgerecht – (Lebens-)Weisheiten für das Gärtnern. Gärtnern solle man wollen, nicht können. „Gärtnern“ ist etwas anderes als „im Garten arbeiten“: die meist als Last empfundene Arbeit wandelt sich somit zu einer Tätigkeit. Sogar das Unkrautjäten schafft Freiraum für Gedanken und Kreativität.

Pape geriert sich zuweilen ähnlich einer sympathisch-schrulligen, betagten, britischen Lady, die beim „Cream Tea“ mit Muffins und Scones aus ihrem Leben erzählt. Möglicherweise haben die 20 Jahre in England mit Studium und anschließender Selbständigkeit ein wenig abgefärbt. Sie beschreibt in vollem Bewusstsein ihres faszinierenden Erfahrungsschatzes ein vielfältiges Bild vom Garten mit den sieben(!) Jahreszeiten und geht dabei u.a. auf Bäume, Sträucher, Stauden, Gräser, Zwiebeln, einjährige Pflanzen und Rosen im Einzelnen ein. Bei der letztgenannten Pflanzengattung spricht sie mir im Übrigen wie so oft aus dem Herzen: sie sei von uns völlig überschätzt. Doch lesen Sie selbst.

Vor allem auf den Rasen und wie (wir) Männer mit ihm umgehen kommt sie in unterhaltsamer Weise zu sprechen. Um einige Klischees macht Gabriella Pape keinen Bogen, sind sie doch so herrlich nachvollziehbar. Auch zum Verhalten ihrer Kundschaft, manchen Einstellungen und wiederkehrenden Animositäten, hält sie sich nicht bedeckt. Möge man/frau es ihr verzeihen.

Ich ertappe mich dabei, wie ich an ihren Lippen bzw. Zeilen hänge. Ganz nebenbei erfahre ich elementare Ratschläge wie z. B., dass man Löwenzahn nie bei Trockenheit herausziehen soll. Oder dass Pflanzungen meist einen richtigen Zeitpunkt haben, um den ich mich persönlich leider bislang nie gekümmert habe. Vor allem Geduld ist eine Tugend, die man im Garten lernen kann. Auch der Zufall ist dort von erheblicher Bedeutung. Schön, dass wir darüber gesprochen haben!

Wir erfahren zugleich von Unterschieden Englands zu Deutschland und umgekehrt, zumindest was das Gärtnern betrifft. Es ist also auch ein partieller Blick in die unterschiedlichen Kulturen, der amüsant und zugleich horizonterweiternd ist.

Die „Gebrauchsanweisung fürs Gärtnern“ ist eine kurzweilige und hilfreiche Anleitung, uns zukünftig in Demut mit den Zusammenhängen im Garten auseinanderzusetzen.

Andres Imhof, Leiter der Stadtbibliothek Charlottenburg-Wilmersdorf

Informationen zum Buch
Titel: Gebrauchsanweisung fürs Gärtnern
Autor*in: Gabriella Pape
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-27715-0
ISBN E-Book: 978-3-492-99035-6
Verfügbar: online und bald auch in Charlottenburg-Wilmersdorf
(Link: https://voebb.onleihe.de/berlin/frontend/mediaInfo,51-0-705379815-100-0-0-0-0-0-0-0.html)