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Rezension zu „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini

Das Buch "Drachenläufer" wird von einer Hand vor den verschwommenen Hintergrund einer Bibliothek gehalten

Zwei Jungen, ein Drache und eine gemeinsame Herkunft. Ein Roman mit einem nicht ganz aktuellen Erscheinungsdatum aber mit aktuellen, relevanten Inhalten. Mit einem roten Drachen möchte Amir, ein zwölfjähriger Junge aus Afghanistan, die Gunst seines Vaters gewinnen. Ohne die Hilfe seines Freundes Hassan, ist die Siegestrophäe jedoch nicht zu erobern. Die Freundschaft der beiden afghanischen Jungen ist von Klassenunterschieden geprägt. Amir, der aus gutem Hause stammt, legt einen gewissen Hochmut an den Tag, denn er ist sich seiner Bildung und Stellung bewusst. Hassan, der zur ethnischen Minderheit der Hazara gehört und dadurch immer wieder Diskriminierungen ausgesetzt ist, tritt Amir hingegen ohne Missgunst und Neid entgegen und findet sich in der Rolle des Dieners und Freundes zugleich gut zurecht.

In unmittelbarer Nähe, dennoch in unterschiedlichen Lebensweisen, wachsen beide ohne mütterlichen Schutz heran. Amir, der eigentlich vom Leben begünstigt ist, kämpft dennoch mit seinen Schwächen und schafft es nicht sie zu bezwingen. Dadurch bringt er den Vater „Baba“, Hassan und dessen Vater in ein schweres Dilemma, sodass schlussendlich der feste Zusammenhalt zerbricht.

Aufgrund politischer Veränderungen flüchten Amir und Baba in die neue Welt, nach Amerika. Das Neue und Fremde ist für den Vater schier unerträglich, allein Amirs Studium und schriftstellerisches Werk bringt ihm ein wenig Freude. Als Amir eine afghanische Frau kennenlernt, setzt sich sein Vater für die dauerhafte Verbindung ein und gewinnt damit eine Schwiegertochter, die ihn pflegt und umhegt, bis zu seinem Tod.

Nach dem Ableben des Vaters erreicht Amir ein Anruf aus Kabul. Nach einigem Zögern fliegt er in die Heimat und erfährt dort Dinge, die ihm die Augen öffnen und zugleich tief erschüttern.

Amir wird bewusst was er seinem Freund aus Kindertagen schuldig geblieben ist und begibt sich auf eine Suche, die alte Versäumnisse berichtigen soll. Er wird auf seiner Suche mit unmenschlichen Situationen und Leid konfrontiert, bekommt aber eine zweite Chance, Fehler aus der Vergangenheit wieder gut zu machen. Dabei spielt der Drachen wieder eine große Rolle.

Neben dieser rührenden Geschichte über Moral und Ethik, lässt sich in diesem Roman viel über die Geschichte Afghanistans erlesen, wozu ich nur ermutigen kann.

Marianne, Mutter der Ausbildungsleitung der Stadtbibliothek Charlottenburg-Wilmersdorf

Informationen zu Buch

Titel: Drachenläufer
Autor*in: Khaled Hosseini
Verlag: Berlin-Verl.
ISBN: 978-3-8270-0516-7

Signatur: Roman Hoss
Link: https://www.voebb.de//aDISWeb/app?service=direct/0/Home/$DirectLink&sp=SPROD00&sp=SAK08158357

(Vorhanden in der Ingeborg-Bachmann-Bibliothek und als eBook bei Overdrive)