Zwei Jungen, ein Drache und eine gemeinsame Herkunft. Ein Roman mit einem nicht ganz aktuellen Erscheinungsdatum aber mit aktuellen, relevanten Inhalten. Mit einem roten Drachen möchte Amir, ein zwölfjähriger Junge aus Afghanistan, die Gunst seines Vaters gewinnen. Ohne die Hilfe seines Freundes Hassan, ist die Siegestrophäe jedoch nicht zu erobern. Die Freundschaft der beiden afghanischen Jungen ist von Klassenunterschieden geprägt. Amir, der aus gutem Hause stammt, legt einen gewissen Hochmut an den Tag, denn er ist sich seiner Bildung und Stellung bewusst. Hassan, der zur ethnischen Minderheit der Hazara gehört und dadurch immer wieder Diskriminierungen ausgesetzt ist, tritt Amir hingegen ohne Missgunst und Neid entgegen und findet sich in der Rolle des Dieners und Freundes zugleich gut zurecht. In unmittelbarer […]
Romane für Erwachsene
Der Titel erinnert einen an den „Sommernachtstraum“ von Shakespeare, nur, dass in dem Buch von Meg Rosoff ein Traum zerbricht. Es beginnen die Sommerferien: Chaos bei den Vorbereitungen, lange Fahrt, Vorfreude und endlich das Ankommen am Meer, im alten, schönen Sommerhaus. Jedes Jahr verbringt die liebenswerte und chaotische Familie ihren Sommer dort und es waren bisher schöne Sommer. Aber dieser Sommer wird anders. Gäste kommen: zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein können; der unwahrscheinlich smarte Kit und der sehr verschlossene Hugo. „Die Akteure sind versammelt, der Sommer beginnt.“ Mit dem Auftauchen der Brüder beginnt das Zerbrechen der Idylle. Alle erliegen dem Charme von Kit, jeder auf seine Weise, ganz toll beschrieben von der Autorin. So wie sie auch meisterhaft die […]
Jude, JB, Willem und Malcolm lernen sich an einem College kennen. Über viele Jahre begleiten wir die Freundschaft der vier Männer, die nach der Ausbildung im Beruf Fuß zu fassen versuchen, Beziehungen führen und Erwachsen werden. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der hochbegabte, liebenswürdige und überaus loyale Jude, den die Nachwirkungen einer schweren Verletzung immer wieder aus dem Leben reißen. Nach und nach gibt die Geschichte Preis, wie gebrochen Jude auch innerlich ist und wie diese innere Zerrissenheit sein Leben, in Form seines Denkens und Handelns bestimmt. Dabei ist Bestimmtheit der falsche Ausdruck, denn das eigene Schicksal manipuliert ihn, bis zum Ende ist er ein Sklave seiner eigenen Lebensgeschichte. Zu Anfang des Romans lässt uns die Autorin Yanagihara teil des […]
Mieko Kawakami erzählt in diesem Buch Teile der Lebensgeschichte Natsukos. Mit 30 Jahren lebt diese alleinstehend als erfolglose Schriftstellerin in Tokio. Von Selbstzweifeln geplagt, beginnt sie den Sinn ihres Daseins zu hinterfragen. In sozial benachteiligten und traumatisierenden Verhältnissen groß geworden, hat dies die Beziehung zu Makiko, ihrer älteren Schwester, zu einer sehr Vertrauensvollen heranwachsen lassen. Die beiden sind einander seelische Stützen. Makiko, die früh Mutter geworden ist, ist mit dem Raster, in das sie ihr Frausein und ihren Frauenkörper gezwängt fühlt, ebenso überfordert wie Midoriko, ihre Tochter. Diese – mittlerweile eine Teenagerin – kann durch ihre Überforderung über das Heranwachsen in ein normiertes Frauenbild nur noch schriftlich mit Mutter und Tante kommunizieren. Der eher reißerisch anmutende deutsche Titel des Buches […]
Ein ganz anderer Grisham – unterhaltsamer Krimi um einen Buchhändler, der zum Detektiv wird. Der Hurrikan Leo steuert mit vernichtender Gewalt auf Camino Island vor der Nordküste Floridas zu. Die Inselbewohner fliehen aufs Festland, doch der Buchhändler Bruce Cable bleibt trotz der Gefahr vor Ort. Leos Folgen sind verheerend, mehrere Menschen sterben. Auch Nelson Kerr, Thriller-Autor und Freund von Bruce, liegt leblos vor seinem Haus. Aber wurde Nelson wirklich von einem Ast erschlagen? Bruce hat begründete Zweifel. „Das Manuskript“ ist die Fortsetzung von Grishams 2017 erschienenen Roman „Das Original“. Das Geschäft des wohlhabenden Buchhändlers und Mäzen Bruce Cable „Bay Books“ ist auch diesmal Treffpunkt von Autoren, Bücherfreunden, bunten Existenzen, die es auf die paradiesische Insel verschlagen hat, und es kommt […]
Spannender, unterhaltsamer, britischer Krimi in innovativer Sherlock-Holmes-Manier Diana Cowper, eine wohlhabende Frau in den Sechzigern, arrangiert mit einem Bestattungsunternehmen ihre eigene Beerdigung. Am selben Tag noch wird die freundliche Frau, die anscheinend keine Feinde hatte, in ihrem Haus mit einer Vorhangkordel erdrosselt. Ahnte sie etwas von ihrem baldigen Tod? Kannte sie ihren Mörder? Die Londoner Metropolitan Police steht vor einem Rätsel und ‚engagiert‘ den genialen, aus unrühmlichem Grund gefeuerten Detective Inspector Daniel Hawthorne, der sein Geld als Privatdetektiv und Berater für Fernsehkrimis verdient. Bei Dreharbeiten hat Hawthorne den erfolgreichen Autor und Liebhaber der Sherlock-Holmes-Erzählungen Anthony Horowitz kennengelernt. Der geldklamme Hawthorne („Es werden zu wenig Leute ermordet“) bittet Horowitz, über die Mordermittlungen im Fall Diana Cowper ein Buch zu schreiben; Erlös […]
“Der Zopf“ von Laetitia Colombani handelt von drei Frauen, die eigentlich nichts miteinander gemeinsam haben. Es verbindet sie jedoch mehr, als sie denken. Obwohl sie komplett unterschiedliche Leben führen und auf verschiedenen Kontinenten wohnen, haben sie eine Gemeinsamkeit, die sie verbindet und ausmacht: Sie möchten frei sein. Der Titel passt perfekt, denn wie ein geflochtener Zopf spannen sich die Geschichten weiter und weiter, der Zopf wird länger und länger und endet erst, wenn alle drei Geschichten zu Ende erzählt sind. Colombani ist ein wahres Sinnbild der Sprache und Berührung gelungen. Bei diesen Geschichten muss man einfach mitgenommen werden und sich ergriffen fühlen. Der Debütroman von Colombani wurde in 28 Sprachen übersetzt und ging um die Welt. Auch die Filmrechte sind […]
Über einige Monate hinweg haben wir Ihre Meinungen zu unseren Bestsellern gesammelt. In der Dietrich-Bonhoeffer- und Heinrich-Schulz-Bibliothek wurden fleißig Kritiken auf unseren Feedback-Karten hinterlassen. Besonders gut kamen Haruki Murakamis neue Bestseller „Die Ermordung des Commendatore“ Band 1 und 2 an. Sie bekammen insgesamt vier „sehr gute“ und eine „phänomenale“ Bewertung. Zu Band 1 wurde geschrieben: „Ein typischer Murakami – abstrakt und doch präzise; ich bin sehr gespannt wie es weitergeht.“ und „Wunderbare Details von Personen, Räumlichkeiten und Gegenständen; tiefe Einblicke in die Psyche des Künstlers bei der Werkentstehung. Bei anhaltender Spannung und großer Freude auf Teil 2 – restlos begeistert!“ Band 2 wurde folgendermaßen rezensiert: „Wieder ein rundum gelungenes Werk. Tiefsinnig, spannend und ich habe es mit großer Lust gelesen. […]
In Martin Suters Roman „Elefant“ geht es um gescheiterte und scheiternde Existenzen, Ambitionen, Gentechnik und einen rosa leuchtenden Minielefanten. Schoch, ein Obdachloser in Zürich, sieht eines Nachts eben diesen Elefanten und tut dies zunächst als alkoholinduzierte Halluzination ab. Als der kleine Elefant allerdings immer wieder auftaucht, beginnt er seinen Augen zu trauen und fängt an, sich um das Tier zu kümmern. Allerdings hat nicht nur er Interesse an dem besonderen Wesen. Ebenfalls Akteure der Geschichte sind ein Zirkusdirektor, dessen Zirkus langsam den alten Glanz verliert, ein skrupelloser Forscher und zwei Tierärzt*innen mit den Herzen am richtigen Fleck. Die Geschichte wird aus den verschiedenen Perspektiven und parallel auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Die Charaktere sind gut gezeichnet und schnell sind die Sympathien […]
Sieben Nächte – Sieben Sünden. Ein Mann am Ende seiner Zwanziger glaubt, damit einen Weg aus der Normalität zu finden, die ein geregeltes Leben fern der 30 verspricht. Einmal möchte er sich auflehnen, rebellieren, anders sein und vor allem Emotionen spüren. „Sehnt ihr euch nicht manchmal nach wilderem Denken? Nach Ideen ohne feste Ordnung, Utopien ohne berechenbaren Sinn?“, fragt er die Leser. Ich möchte jedes Mal antworten: Ja! Muss ich dafür alle Sünden begehen? Der Ich-Erzähler glaubt an dieses Experiment und lässt sich von einem Unbekannten zu Orten führen, an denen er ebendiese ausleben kann: Hochmut, Völlerei, Faulheit, Habgier, Neid, Wollust und Jähzorn. In sieben Nächten soll er diese Sünden begehen und am Morgen nach jeder Nacht darüber berichten. Seine […]
Der deutsche Journalist und Buchautor Jan Weiler beschreibt in „Das Pubertier“ das Heranwachsen seiner Tochter zur Erwachsenen. Dabei setzt er sich mit allen möglichen Problemen auseinander, die im normalen Alltag eines Teenagers anfallen. Neben seiner Tätigkeit als Autor führt er Analysen zum Verhalten des „gemeinen Pubertiers“ durch. Jan Weiler schreibt mit Witz und Charme. Seine Texte sind sehr sympathisch. „Das Pubertier“ ist wirklich ein absolutes Muss. Wer einen Band gelesen hat, möchte auch unbedingt die weiteren lesen. Jan Weilers Texte zeugen von einer sehr hohen sprachlichen Kompetenz. Ich würde allerdings empfehlen, sich „Das Pubertier“ als Hörbuch anzuhören, da Jan Weiler selbst der Sprecher ist und seine eigene Würze einbringt, die den Text noch humorvoller beim Zuhörer ankommen lässt. Liest man […]
Ein Roman mit stark autobiographischen Zügen. Erzählt wird eine Kindheit in der Nachkriegszeit in Köln. Der Ich-Erzähler spricht zunächst nicht, da seine Mutter aufgrund schrecklicher Ereignisse verstummt ist. Er findet vielmehr eine Ausdrucksmöglichkeit über das Klavierspiel, lernt später mühsam mit Hilfe seines Vaters das Sprechen wieder und emanzipiert sich Stück für Stück von seiner Familie. Plastisch und atmosphärisch dicht wird der Schauplatz Köln in den fünfziger Jahren gemalt, wobei sich die Welt des Ich-Erzählers meist auf die elterliche Wohnung und die unmittelbare Umgebung beschränkt. Aus dieser engen Welt reißt ihn zunächst das Erlernen des Klavierspiels. Die Schilderungen wie ihm die Musik und das Klavierspiel eine neue Welt eröffnen, ihm eine Ausdrucksmöglichkeit geben und ihn vor geistiger Verarmung bewahren, sind sehr […]